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Vom Kraftwerk übers Stromnetz bis in die Steckdose zu Hause: Das Stromnetz in Deutschland überträgt und verteilt elektrische Energie von den Erzeugern zu den Endverbrauchern. Dabei handelt es sich um ein vielschichtig verflochtenes, umfassendes Netzwerk von Leitungen und Anlagen, die den Strom von den Kraftwerken zu den Haushalten und Industrieunternehmen transportieren und verteilen.
Doch im Gegensatz zu einem Spinnennetz ist das deutsche Stromnetz kein gleichmäßiges Gebilde: Zahlreiche Stromleitungen treffen an bestimmten Stellen im ganzen Land aufeinander und bilden sogenannte "Verteilungsknoten". Dort, wo viele Menschen leben, oder an Orten, an denen sich viele verbrauchsintensive Industrieanlagen und -betriebe befinden, sind auch mehr Verteilungsknoten − das Stromnetz ist dort dichter:
Hier spricht man auch von einem engmaschigen Stromnetz. Da die Energiewende konsequent vorangetrieben werden soll und die Stromversorgung in Deutschland dabei sicher und bezahlbar bleiben muss, ist für die nächsten Jahre und Jahrzehnte der Stromnetz Ausbau um mehrere tausend Kilometer in Planung.
An Umspannwerken wird die Stromspannung dann entweder erhöht oder verringert − je nachdem, wohin der Strom transportiert oder verteilt werden soll. Nun geht es zum Verteilungsnetz: Dieses besteht aus Niederspannungsleitungen, die den Strom dann von den Umspannwerken zu den Verbrauchern bringen. Das Clevere ist: Niederspannungsleitungen regeln den Strom auf die notwendige Spannung für den jeweiligen Verbrauch in Haushalt und Gewerbe herunter. An gängigen Haushaltssteckdosen liegt zum Beispiel eine Spannung von 230 Volt an.
Wie kommt elektrische Energie vom Ort der Erzeugung bis zum Ort der Nutzung? Der Strom wird über unterschiedliche Netzebenen geleitet: Die Übertragungsnetze, wie z. B. große konventionelle Kraftwerke oder Erneuerbare Energie-Anlagen, leiten auf der Höchstspannungsebene (220 oder 380 Kilovolt) riesige Strommengen von den Kraftwerken zu den nachgelagerten (regionalen) Verteilungsnetzen und verbinden das deutsche Stromnetz mit den Stromnetzen der europäischen Nachbarländer (Europäisches Verbundnetz). Die Verteilnetze befördern den Strom dann auf die verschiedenen Ebenen weiter − von der Hochspannungsebene (60 bis 110 Kilovolt) für stromintensive Industrie und große Städte über die Mittelspannungsebene (6 bis 30 Kilovolt) für Kleinstädte, Industrie- und Handelsunternehmen bis auf die Niederspannungsebene (230 oder 400 Volt) für private Haushalte und Gewerbetreibende.
Versorgungssicherheit und Stabilität sind zudem ein zentrales Ziel des Energiewirtschaftsgesetzes: Die sichere, leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit Strom und Gas ist daher ein wesentlicher Aufgabenbereich zum Wirkungsbereich der Bundesnetzagentur.
Das Wichtigste vorab: Das Stromnetz wird von verschiedenen Instanzen und durch viele Kontrollmechanismen stetig überprüft und überwacht, um die Netzstabilität zu gewährleisten, Überlastungen zu vermeiden, Spannungsschwankungen auszugleichen oder bei Störungen die Stromversorgung wiederherzustellen. Ein großflächiger, längerer Stromausfall, ein sog. Blackout, ist in Deutschland eher unwahrscheinlich.
Doch falls das Stromnetz zusammenbricht bzw. es stellenweise Unterbrechungen des Stromnetzes gibt, hätte das unter anderem folgende Auswirkungen: Alle mit Strom betriebenen Geräte sowie viele Kommunikations- und Infrastruktursysteme, die mit Strom arbeiten, funktionieren nicht mehr. Dies hätte ungeahnte Folgen für die gesamte Gesellschaft und Millionen von Haushalten: kein Strom, kein Licht, kein Wasser. Klimaanlagen bzw. Kühlungseinrichtungen und Heizungen fallen aus, Lebensmittel können nicht mehr richtig gelagert werden, Fernsehgeräte und nicht batteriebetriebe Radios funktionieren nicht mehr. Industrie und Handel müssen ihre Aktivitäten reduzieren oder schlimmstenfalls ganz einstellen, sodass mit Datenverlusten, Produktionsrückgang, Schäden an elektronischen Geräten und sensiblen elektrischen Systemen, finanziellen Einbußen und gestörten Lieferketten zu rechnen ist. Je nach Länge eines kompletten Ausfalls der Strom- und Energieversorgung könnten die wirtschaftlichen Folgen für ein Land oder ein Region verheerend sein.
Doch die Auswirkungen auf die "kritische Infrastruktur" wären für eine Gesellschaft wohl am schlimmsten: Krankenhäuser könnten ihre Patienten nicht mehr angemessen versorgen; Flughäfen, Verkehrssysteme und wichtige Kommunikationssysteme wären gestört oder brechen ggf. ganz zusammen und auch die Wasserversorgung der Bevölkerung und bestimmter Einrichtungen wäre in Gefahr, da die Aufbereitungsanlagen ebenfalls betroffen sein könnten. Kurzum: Die öffentliche Sicherheit wäre ernsthaft gefährdet. Mögliche Szenarien für einen Blackout gibt es viele.