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Mit dem Merit Order Prinzip werden Kraftwerke, die an der Stromversorgung beteiligt sind, anhand der variablen Kosten klassifiziert, die bei der Produktion von Strom entstehen. Diese Kosten liegen bei herkömmlichen Kraftwerken, die mit fossilen Energieträgern arbeiten, deutlich über denen bei der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien. Abhängig von der Höhe der aktuellen Nachfrage nach Strom werden die kostenintensivsten Kraftwerke erst an letzter Stelle auf die Stromversorgung aufgeschaltet. Die der Berechnung zugrundeliegenden Kosten beziehen sich nur auf die variablen Kosten, die bei der Stromerzeugung direkt entstehen, Fixkosten werden dabei nicht berücksichtigt.
Die zweite wichtige Funktion des Merit Order Modells betrifft den jeweils tages- oder auch stundenaktuellen Preis, zu dem der Strom an der Strombörse gehandelt wird. Auch hier spielen diejenigen Kraftwerke mit den höchsten variablen Kosten, den sog. Grenzkosten bei der Stromerzeugung, eine entscheidende Rolle. Abhängig von der aktuellen Nachfrage nach Strom bilden die Grenzkosten desjenigen Kraftwerks, das zur Befriedigung dieser Nachfrage erforderlich ist, den Handelspreis.
Die bundesweite Nachfrage nach Strom steigt und fällt in unregelmäßigen Zeitintervallen, wobei natürlich tagsüber mehr Strom nachgefragt und verbraucht wird als nachts. Da Strom nur schwer und mit hohem finanziellen Aufwand gespeichert werden kann, wird die eingespeiste Strommenge der Nachfrage bspw. stündlich angepasst. Erst wenn viel Strom benötigt wird, wird auch Strom von kostenintensiven Kraftwerken eingespeist, die teure fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung einsetzen. Hintergrund dieses Vorgehens bzw. dieser Reihenfolge ist die Reduzierung des gesamten CO2-Ausstoßes in Hinblick auf die Erderwärmung und den Umweltschutz.
Wie bereits erwähnt, wird auch die Preisbildung an den Strombörsen durch das Merit Order Modell bestimmt. Angenommen, es herrscht eine besonders hohe Nachfrage nach Strom und es müssen weitere Kraftwerke zugeschaltet werden, um die Nachfrage abzudecken. Sollte es dazu nach der Merit Order Kurve erforderlich sein, auch Kraftwerke mit besonders hohen Grenzkosten zuzuschalten, dienen deren hohe Grenzkosten als Berechnungsbasis für den Börsenpreis Strom. Damit soll verhindert werden, dass diese Kraftwerke ihren Strom unterhalb ihrer Grenzkosten zur Verfügung stellen und somit hohe Verluste machen, was die Zuverlässigkeit der Stromversorgung gefährden würde.